In der vergangenen Woche hat sich sehr viel getan. Du hast weitere Fortschritte gemacht, bist auf eine neue Station verlegt worden, Du wirst die Reha am 31.Oktober verlassen und hier zu Hause deine Therapien fortführen.
Damit alles einigermaßen vernünftig ist, wenn du nach Hause kommst, müsste nun noch etwas renoviert werden, denn wir beide waren starke Raucher und es wurde auch bei uns im Haus geraucht, was ab sofort natürlich tabu ist, für jeden. Aber wie sollte ich das nur alles in dieser kurzen Zeit schaffen?! Irgendwie wird es schon klappen.
Der 18.10.2018 beginnt früh morgens direkt mit einem Foto von dir, drunter stand "Je" und einer Sprachnachricht in der du mir erzählen wolltest das du schon Kaffee bekommen hast, verstehen konnte man nicht allzu viel, aber ich konnte es mir denken.
Hier das Foto :
Insgesamt bekomme ich heute 6 Sprachnachrichten von dir.
Wenn ich es richtig verstanden habe, hast du heute mit jemandem Therapie gehabt, den du von der vorherigen Station noch kennst, Ihr habt Bälle hin und her geworfen. Dann fragst du mich, ob ich schon mehr weiß wegen deinem Auge. Und viel mehr habe ich auch nicht verstanden, Anfang und Ende sind immer gut, aber was genau du willst bleibt oft weg.
Hier mal eine Nachricht als Beispiel von heute, im Vergleich zu deiner ersten Sprachnachricht auf jeden Fall schon viel besser ! Viele Worte sagst du absolut klar und deutlich, aber auf das was du eigentlich willst, kommst du einfach nicht.
Bezüglich deines Auges habe ich heute nochmal telefoniert und eine normale Augenuntersuchung hat ergeben, dass wohl keine Schädigungen an deinem Auge sind, es muss dann irgendwie mit dem Sehnerv zusammenhängen oder eine Sehstörung sein.
Was sind das bitte für Aussagen, ich werde mit dir zum Augenarzt oder in eine Klinik fahren, sobald du zu Hause bist. Du bist auf einem Auge blind und ich bekomme da so bescheuerte Aussagen, hätte, könnte bla bla bla....
Dann sprach ich es nochmal an wegen dem "eingesperrt" sein auf dieser neuen Station. Und zwar sind da Patienten, die eben schon etwas weiter sind in der Genesung und bei einigen ist es so, dass sie die Abläufe usw. noch nicht steuern können, es sind eben auch Patienten dabei, die gerne mal abhauen. Darum ist das alles so.
Und nun kommts, da sagt die Ärztin mir, aber du würdest ja sowieso regelmäßig zusammen mit einem anderen Patienten raus gehen zum schmöken. Ich so, "wie, mein Mann raucht?" und sie "ja, das tut mir leid, dass ich ihnen das jetzt sagen musste, aber er raucht, er sagt immer er will raus zum schmöken" .. Und du bist mittlerweile auch zu Fuß mit dem Rollator unterwegs...
Häää? Krass, das waren ja mal Neuigkeiten, die musste ich erstmal Sacken lassen. Du bist zu Fuß unterwegs, das ist ja der absolute Wahnsinn, ich kann es gar nicht glauben, unfassbar wie schnell du alles erlernst. Aber das mit dem Rauchen, stimmt das wirklich, ich kann es nicht glauben, denn du hast ja gar keine Zigaretten da.
Aber das kriegen wir ja schnell raus, ich schickte dir eine Sprachnachricht, in der ich dir erzählte dass man mir gesagt hätte du rauchst, ich sagte, ich will nicht schimpfen und du musst es auch selber wissen, aber woher hast du die Zigaretten? Soll ich am Wochenende eine Schachtel mitnehmen, damit wir dem die wiedergeben können, von dem du sie leihst ? Es ist nicht schlimm, ich möchte es nur gerne wissen.
Es dauerte einige Zeit, da kam ne Sprachnachricht zurück. Total aufgeregt sagtest du, das du nicht rauchst, die lügen.
So wie du es sagtest, glaubte ich dir. Du meintest, dann kommst du besser raus wenn du das sagst.
Schon wieder hätte ich platzen können, wie kann die Ärztin einfach behaupten das du rauchst, obwohl sie dich demnach ja nie mit einer Zigarette gesehen hat. Naja, cool bleiben, die Tage sind gezählt, dann hol ich dich da raus.
Heute riefst du mich auch wieder an, du hattest nur sehr schlechten Empfang und musstest immer bis zum Parkplatz laufen, da geht das am besten. Du erzähltest mir nochmals, das du nicht rauchst. Und das du endlich bald nach Hause willst.
19.10.2018
Heute Morgen schicktest du mir um halb 9 eine Sprachnachricht, dass du noch kein Frühstück bekommen hast und das da alles doof ist.
Ich beruhigte dich und sagte, du schaffst die letzten 12 Tage nun auch noch und Frühstück kommt bestimmt gleich.
Ich bekam heute einen Anruf vom Therapiezentrum hier in Husum, nächste Woche besprechen wir die Termine. Sehr schön!
Abends schicktest du mir eine Sprachnachricht, wie immer ein Rätselraten, was du mir da wohl erzählen möchtest, aber ein Satz war voll klar, ich musste richtig lachen, wie früher. Und zwar meintest du, ihr habt nachmittags trainiert und du so "Alter, mir tun die Knochen weh, das glaubst du nicht" ... Ohne Witz, das hast du gesagt wie früher, ich hörte es mir bestimmt 10 Mal hintereinander an. Wahnsinn...
20.10.2018
Heute Morgen sagtest du in deiner Sprachnachricht, dass du mich später versuchst anzurufen, weil du mir was erzählen musst, ist wieder scheiße da.
ca. 11 Uhr riefst du dann auch bei mir an, sehr viel konnte ich nicht verstehen, bist aber wohl viel gelaufen und bist froh wenn du endlich nach Hause kannst. Da war wohl auch einer mit dir draußen und du darfst ab jetzt wohl nur noch mit Begleitung raus. Du verstehst das nicht und ich soll da mal anrufen. Du warst total fertig.
Ich rief dort an und da ja heute leider Samstag ist, konnte ich nur mit einer Schwester sprechen. Sie sagte mir, du dürftest nur noch mit Begleitung raus. Also eigentlich nur mit mir oder uns, wenn wir dich besuchen. Häääää ? Als ich fragte warum, meinte sie nur, dass der Oberarzt es so gesagt hätte, warum wusste sie auch nicht. Am Montag müsste ich eigentlich wieder jemanden erreichen.
Ich sprach dich per Sprachnachricht darauf an, anrufen ging leider nicht, denn guten Empfang hattest du tatsächlich nur draußen. Selbst Sprachnachrichten kamen zeitverzögert an.
Du sagtest es ist nichts vorgefallen. Sehr merkwürdig alles.
Zum Glück besuchen wir dich morgen und können dich dann mit raus nehmen. Hoffentlich klärt sich das alles.
Dich bringt das jedenfalls ziemlich durcheinander...
21.10.2018
Heute war Sonntag, endlich konnte ich dich wieder besuchen. Morgens schicktest du mir wieder ein Bild mit einer Tasse Kaffee, ich schickte dir dann gleiches zurück.
Im Laufe des Vormittags sendeten wir uns ein paar Sprachnachrichten hin und her und nachmittags gegen 14.30 Uhr war ich bzw. wir dann endlich bei dir.
Da Sonntag war traf ich leider niemanden mehr an, um das nochmal persönlich anzusprechen, dass sie dich nicht mehr alleine rauslassen.
Bei dem ganzen Stress mit dieser neuen Station ist eins komplett an mir vorbei gegangen. Du konntest laufen, ganz alleine.
Als wir mit dir raus wollten bist du ohne Gehhilfe los, ich dachte ich traue meinen Augen nicht. Es sieht alles noch wackelig aus, aber krass, du konntest laufen. Wir waren dann eine Zeit lang draußen und auf dem Rückweg im Fahrstuhl trafen wir deine Physiotherapeuten von der zweiten Station. Der guckte dich voll erstaunt an und fragte dich, wo du denn deinen Rollstuhl oder deine Gehhilfe hast. Du lachtest ihn an und sagtest nur "weg". Er lobte dich voll und du warst ganz stolz.
Die Stunden bei Dir vergingen sehr schnell und somit mussten wir dann auch schon bald wieder nach Hause, bevor es nachher dunkel wird.
22.10.2018
Um 5.56 Uhr erhielt ich heute die erste Sprachnachricht von dir. Viel verstehen konnte ich wie immer nicht, aber du warst sehr aufgeregt, weil du unbedingt wieder raus möchtest zum Laufen und zum Telefonieren. Voll sünde. Ich sagte dir, dass ich sofort nachher telefonieren werde.
Leider erreichte ich tagsüber rein gar nichts, ich wurde immer nur abgewimmelt und es hieß der Arzt ist in einer Behandlung, ich soll es später oder morgen nochmal versuchen.
Ich versuchte dich dann irgendwie bei Laune zu halten via Sprachnachrichten.
Wenn ich es richtig verstanden habe, sagtest du, dass deine Füße und Beine etwas dick angelaufen waren, ob da nicht mal jemand drauf gucken könnte. Ja wenn sie dich nicht rauslassen zum Laufen, dann sollen die Beine wohl dick werden. Innerlich könnte ich wirklich platzen vor gift, was ist das bloß für ein Saftladen da.
Was wirklich erleichternd war, morgen wird dich eine liebe Freundin besuchen, davon erzähle ich dir aber nichts, es soll eine Überraschung sein.
Hoffentlich kann ich morgen etwas erreichen.
23.10.2018
Gleich morgens startete ich mit dem ersten Anruf in der Reha, in der Hoffnung ich bekomme endlich mal diesen Zuständigen Oberarzt an die Strippe. Aber wie sollte es auch anders sein, wieder nur eine Schwester. Ihr war es schon ganz unangenehm, das sie mir abermals mitteilen musste, das der Arzt gerade nicht zu erreichen ist. Sie sagte nun, er würde mich zurückrufen.
Aber wo ich sie nun gerade dran hatte, bat ich sie, doch bitte mal nach deinen dicken Beinen und Füßen zu schauen. Ja, sie wollte es gleich machen. Dann fragte ich noch, ob denn sonst alles gut war mit dir und ob du dich denn benimmst usw. Da lobte sie dich. Du bist der einzige Patient auf dieser Station, der schon sehr eigenständig ist und du bist der einzige, der sich jeden Tag alleine Duschen geht. Ich fügte dann nur hinzu, dass es dann ja umso trauriger ist, dass sie dich jetzt da oben einsperren. Dazu sagte sie dann nichts mehr.
Eigentlich sind es Dinge, über die ich mich riesig freuen würde, das du so eigenständig bist, aber dieses ganze drumherum, wie sie da mit dir umgehen, macht alles zunichte.
Du erzähltest mir dann auch via Sprachnachricht, dass die Schwester deine Beine angeguckt hat und es ist wohl alles ok so.
Nachmittags hattest du ja dann Besuch! Bin ja mal gespannt was du dazu wohl sagst.
Dann gegen Abend erhielt ich 3 Sprachnachrichten hintereinander, völlig entsetzt und von der Rolle warst du. Du fragtest ob du mit dem Raucher zusammen raus kannst, weil du mit mir telefonieren wolltest und man sagte strickt nein zu dir, du darfst nur raus wenn wir da sind.
Mir brannten echt bald die Nerven durch. Ich fragte dich dann erstmal, ob du heute Besuch hattest. Ja, du erzähltest mir wer da war und hattest dich auch gefreut, aber dann kam noch mehr Besuch, das fandest du nicht so gut und dann solltest du zur Therapie. Danach wolltest du dann raus und durftest wieder nicht.
Du fingst an zu weinen und hattest panische Angst, du hast nicht verstanden, warum man dich da oben wie in einem Gefängnis hält.
Es dauert ja lange bis bei mir die Sicherungen durchbrennen, aber da war es nun so weit. Ich rief auf der Station an, ein Pfleger ging ran. Ich fragte ihn in einem lauten Ton "Was machen sie da mit meinem Mann, warum halten sie ihn gefangen?" Er sagte pampig "Ja, er rennt ja immer weg und das können wir nicht verantworten" und ich dann "Er rennt nicht weg, sondern er sucht Empfang, um mit mir zu telefonieren und er übt das laufen". Als der Pfleger dann sagte "Das glaube ich nicht, es sieht immer so aus als würde er abhauen" schrie ich ihn an "Ich zeige Sie an, ziehen sie sich warm an".
Ich zitterte am ganzen Körper, ich war sooooo sauer. Die haben dich da quasi tagelang eingesperrt, weil du draußen so eigenständig bist und telefonieren und laufen möchtest und sind vermutlich zu faul, das ganze mal richtig zu beobachten. Ist ja einfacher zu behaupten, der will abhauen.
Naja, es dauerte keine 10 Sekunden, klingelte mein Handy, die Reha.
Ich atmete 3 mal tief durch und ging ran. Irgendeine Oberärztin von einer anderen Station war dran, sehr ruhig und nett war sie. Sie wollte einmal von mir hören war vorgefallen war. Als ich ihr alles erzählte musste ich dann auch echt erstmal weinen, weil diese ganze Sachlage so furchtbar und erlogen ist von diesem Pflegepersonal, das ist unglaublich. Sie hatte vollstes Verständnis und versprach mir, dass du ab morgen wieder raus darfst. Ich sagte ihr dann auch nochmal, dass ich es gerne auf meine Kappe nehme und dass ich versichern kann, dass du nicht abhaust oder ähnliches, denn ich hole dich am 31.10. nach Hause. Das wäre ja bescheuert jetzt abzuhauen. Sie entschuldigte sich bei mir für diese Unannehmlichkeiten.
Dann ging sie mit ihrem Telefon zu dir ins Zimmer und wir beide konnten nochmal 10 Minuten telefonieren. Ich merkte wie beruhigt du warst.
Danach hat die Ärztin noch mit dir gesprochen, das erzähltest du mir in der Sprachnachricht. Sie hatte sich sogar bei dir entschuldigt, dass du nun so lange nicht raus durftest und wollte das morgen sofort ändern.
Eigentlich sollte heute ein schöner Tag für dich sein, wegen dem tollen Besuch heute Nachmittag. Jedoch wurde es direkt wieder getrübt, als erstes wurde es gecrasht von einem anderen Besuch und dann auch noch davon, dass man dich da einsperrt.
Naja, 8 Tage noch, dann hol ich dich da raus !!
24.10.2018
Heute Morgen schien es dir schon besser zu gehen, du schicktest mir wieder ein Bild mit einer Tasse Kaffee und sogar ein Herzchen dabei.
Zwischen deinen Therapien schickten wir uns immer mal Sprachnachrichten hin und her und bist Mittag hatte sich da noch nichts getan bezüglich deiner Ausgangssperre.
Erst um ca 15 Uhr die erlösende Nachricht von dir, du darfst jetzt alles machen was du willst, auch alleine raus, spazieren gehen und telefonieren.
Puh, endlich !!! Was eine Erleichterung. Da muss man doch tatsächlich erstmal drohen mit einer Anzeige, bevor da irgendwas passiert, ganz furchtbar. Sowas darf einfach nicht sein.
Dann erzähltest du mir, dass sie Proben von deiner Nase und deinem Mund genommen haben, warum sowas denn nun sein muss. Ich erklärte dir dann, dann es sicherlich Abschlussuntersuchungen sind für deine Entlassung sind, um halt sicher zu gehen dass sie dich da nicht mit irgendeiner Infektion entlassen.
Gegen 18 Uhr riefst du mich dann an. Wir telefonierten eine ganze Zeit miteinander. Bevor wir auflegten bat ich dich dann, mir bitte kurz Bescheid zu geben, sobald du wieder auf deinem Zimmer bist. Reine Vorsichtsmaßnahme. Und das machtest du auch. Gott sei Dank hat dieser Horror mit dem Einsperren endlich ein Ende. Was eine anstrengende Woche, für alle Beteiligten.