Der Countdown läuft, in sieben Tagen hol ich dich nach Hause!
Die letzte Woche war wirklich total chaotisch und anstrengend, so hoffte ich, dass diese Woche ruhiger wird und es keine Zwischenfälle gibt.
Während ich hier zu Hause auf Hunderttausend Volt lief, um alles für deine Entlassung vorzubereiten (Renovierung und Co./ Termine für Therapien und und und), bombardiertest du mich täglich mit Sprachnachrichten und einmal täglich riefst du mich an. Man merkte mit jeder Woche, dass du Fortschritte machtest, Du übertriffst wirklich alle Erwartungen. Ich freute mich so sehr, dich endlich nächste Woche nach Hause zu holen. Mir war klar, dass noch eine sehr sehr anstrengende und schwere Zeit vor dir liegt, aber ich bin mir sicher, gemeinsam schaffen wir das.
Nach wie vor konnte man dich sehr schlecht verstehen, viele Nachrichten musste ich mir öfters anhören, um zu verstehen, was du meinst.
Aber mittlerweile klappte es echt gut, ich hatte das Gefühl, ich gewöhne mich langsam dran und verstehe dich besser.
25.10.2018
Heute beginnst du schon sehr früh mit einer Sprachnachricht.
Man konnte deutlich hören, dass es dir besser geht, jetzt wo du da nicht mehr eingesperrt wirst.
Du wolltest gerne, dass ich dir Bilder von zu Hause schicke, du wolltest mal gucken ob alles noch genauso aussieht.
Das machte ich natürlich.
Dann schicktest du mir Bilder von irgendwelchen Salben, die du bei dir im Nachtschrank liegen hattest. Du fragtest mich was das ist.
Ich sagte dir, dass du sie man im Nachtschrank liegen lassen sollst und wenn ich dich nächste Woche abhole, dann frage ich nochmal nach, wofür diese Salben dcnn sind.
Dann hattest du wohl mitbekommen, dass morgen zwei Leute von deiner Station entlassen werden. Ob es vielleicht auch möglich wäre, dass ich dich auch früher hole. Ich erklärte dir, dass es leider nicht geht. Ich hatte ja schon alles versucht. Der 31.10. ist der frühste Termin der möglich ist.
Was die Entlassung angeht, rief ich heute zur Sicherheit auch nochmal an. Ja, steht alles so im Plan. Die Therapieberichte und der Entlassungsbrief werden nächste Woche Dienstag geschrieben, damit wir sie dann am Mittwoche bekommen. Auch Tabletten bekommen wir fertig abgepackt für einige Tage mit, damit wir genug Zeit haben, uns Rezepte etc zu besorgen. Dafür habe ich bereits für nächsten Donnerstag einen Termin bei deinem Hausarzt gemacht.
Nach dem Mittag hattest du dann irgendwie ein Problem mit deinem Handy, dein Akku ging immer ganz schnell leer. Du meintest, da ist oben rechts so ein komisches Zeichen seit gestern. Was ein hin und her, bis wir raushatten, was es war. Du musst ausversehen auf Bluetooth gekommen sein, darum schluckte das Handy so viel Akku. Ich erklärte dir dann wie du es wieder ausstellst und zack, klappte sofort.
Großartig, wie die Kommunikation zwischen uns beiden mittlerweile funktioniert.
Gegen Abend riefst du mich dann an. Immer nach dem Abendbrot, welches es meistens gegen 17 Uhr gab.
26.10.2018
Einen Wecker brauchte ich morgens gar nicht mehr, du fingst immer schon morgens zwischen 5 und 6 Uhr an, mir Sprachnachrichten zu schicken. Heute erzähltest du mir schon deinen Plan für kommenden Mittwoch, wenn ich dich abhole. Ich sollte man schnell die Tabletten und Briefe holen und dann zack zack zu dir, Tasche packen und schnell ab nach Hause. Ich musste erstmal lachen. Ich glaube deine Gedanken waren zu 70 % nur noch hier "zu Hause"... Verständlich...
So schickte ich dir heute mal den Plan für deine ersten Tage hier zu Hause.
01.11. Termin beim Hausarzt
05.11. Physiotherapie und Ergotherapie
06.11. Logopädie
07.11. Termin in der Neurochirurgie in Flensburg
08.11. Physiotherapie und Logopädie
09.11. Ergotherapie
Ob du das alles so verstanden hast, was ich da aufgeschrieben habe, weiss ich nicht, aber du schicktest einen Daumen nach oben !
Dann wolltest du auch unbedingt, dass wir zu Hause dann dein Gesicht mal ordentlich machen, rasieren und so. denn seit du in der Reha bist, hast du dich nicht rasiert und wolltest es auch nicht. Du hast dich nicht getraut, weil du ja nur auf einem Auge etwas sehen kannst und du hast Angst wegen deinen Narben. Ich sagte dann zu dir, dass wir ja dann auch deine Haare scheiden lassen können. Nee, das wolltest du noch nicht. Aber das konnte ich gut verstehen, gerade am Kopf bist du bestimmt mega empfindlich.
Wahnsinn, und dann kam auf einmal ne Nachricht von dir, wo du sagst, dass wir ja noch 2 Lichtschalter brauchen für den einen Raum zu Hause und für draußen. Wie du da auf einmal drauf kamst weiß ich nicht, aber du hattest recht. Echt der hammer !!!
Später telefonierten wir wieder miteinander, da erzähltest du mir nochmal, dass ja heute nun 2 Leute entlassen wurden und dafür sind dann 2 neue dazu gekommen. Also eigentlich hättest du ja auch schon jetzt nach Hause können. Wie gestern erklärte ich dir wieder, dass es leider nicht geht.
27.10.2018
Heute Morgen schicktest du mir mal wieder um zehn vor sechs ein Bild mit einer Kanne Kaffee und Daumen nach oben. Also sitzt du bereits im Esszimmer und trinkst deinen Kaffee. Wie ich mir denken kann, hast du den Kaffee für dich ganz alleine, weil alle anderen noch schlafen.
Diese frühen Zeiten hast du wohl auch nicht ablegen können, schon vor deiner Krankheit warst du jeden Tag früh hoch und ehe ich aufstand war schon die erste Kanne Kaffee leer.
Dann fragtest du mich, wie weit ich denn mit dem Renovieren bin. So erzählte ich dir, dass wir heute die Wohnstube, den Flur, die Küche und die Waschküche streichen. Zum Glück habe ich Hilfe, wofür ich sehr dankbar bin, alleine hätte ich das niemals geschafft. Aber danach gehört auch das Thema Rauchen in diesem Haus der Vergangenheit an. Dann sind alle Spuren und vor allem dieser ekelige kalte Zigarettenrauchgestank beseitigt. Gott sei Dank. Beim Abseifen der Schränke und Fenster hätte ich echt spucken können, gelbes Wasser, bääähhhh.... Was hat man sich die letzten Jahrzehnte bloß angetan und reingepfiffen, total bescheuert...
Aber oft muss erst etwas schlimmes passieren bevor man etwas ändert und besser macht. Abgehakt, Vergangenheit.
Dieses Wochenende werden wir dich nicht besuchen, das hast du selber so vorgeschlagen, weil du ja sowieso am Mittwoch abgeholt wirst. Das passte bezüglich der Renovierung auch echt gut.
Du scheinst immer jeden Tag viel zu laufen. Heute hast du wohl 3 Kilometer geschafft meintest du. Ob das so stimmt, weiß ich natürlich nicht, aber die eine Pflegerin sagte mir vor kurzem am Telefon, dass du immer um das Gebäude läufst, immer und immer wieder. So so fleißig bist du.
Ach deine Beine und Füße sind seither nicht mehr angeschwollen, ist ja auch logisch, wenn du dich genug bewegen kannst.
Heute fragtest du das erstmal nach deiner Narbe am Kopf auf der linken Seite, die ist ja riesengroß und die kann man voll sehen. Du fragtest wie lange man die sehen kann. Ich sagte dir, dass man da später nicht mehr viel von sehen kann, wenn deine Haare erstmal nachgewachsen sind.
Heute riefst du mich etwas später an als sonst. Heute gab es später Abendbrot, darum.
28.10.2018
Heute ist Sonntag, die Uhr wurde zurückgestellt und ich war schon seit um 04 Uhr hoch. Aber ich schien damit nicht alleine zu sein, auch du warst früh wach und hast gewartet und gewartet, bis du endlich deinen Kaffee bekamst. Das erzähltest du mir in deiner ersten Nachricht um halb sechs. Du wolltest nun heute schön viel laufen, damit du die Zeit rum bekommst. Sonntags ist da in der Reha echt tote Hose und da wir dich ja heute nicht besuchen, wird es nochmal langweiliger für dich.
Du hältst mich heute wieder voll auf Trab mit deinen Sprachnachrichten, du planst und überlegst schon fleißig, wie es zu Hause am besten weitergehen soll.
Um 10 Uhr kam dann eine Nachricht, dass du gerade 2 km ganz alleine gelaufen bist. Nun wolltest du duschen und dich erstmal hinlegen.
Mittags schickte ich dir dann mal ein paar Bilder von der Renovierung. Das gefiel dir richtig gut.
Nachmittags fragtest du mich dann, ob wir heute mal nicht telefonieren. Draußen war so blödes Wetter und wir können ja lieber nur Sprachnachrichten schicken. Ich glaube du warst einfach nur ordentlich kaputt vom Laufen, denn in jeder Nachricht hast du zwischendurch immer wieder gegähnt.
Wir schickten uns noch ein paar Nachrichten hin und her und dann war der Tag auch schon bald rum. Man merkt das es Zeit wird das du nach Hause kannst.
29.10.2018
Auch heute Morgen kam die erste Nachricht schon wieder vor 6 Uhr. Du machst dir voll die Gedanken wie es mal wird wenn du mit anderen Leuten sprichst und du dann nicht darauf kommst was du sagen willst. Du möchtest das ich dann immer dabei bin und dir helfe und das ich mir das dann merke und wir das zu Hause immer wieder üben.
Als nächstes fiel dir ein, dass du ja unbedingt dann noch neue Klamotten und Schuhe brauchst, wenn du nun öfters los musst zum Arzt und zur Therapie.
Du bist ja sonst fast nur in Arbeitszeug unterwegs gewesen. Man man, dein Kopf muss ja echt qualmen, über was du da alles nachdenkst.
Aber bezüglich der Größe deiner Klamotten habe ich mir auch schon Gedanken gemacht. Du wogst vor 10 Wochen ca. 135 kg, heute wiegst du ca 93 kg. Das ist natürlich ein großer Unterschied. Aber das schauen wir alles in Ruhe zu Hause.
Da wir ja nun regelmäßig deinen Blutdruck messen müssen, habe ich heute schonmal ein Messgerät besorgt.
Nachmittags wolltest du mir dann noch mitteilen, dass wir auch unbedingt die Fingernägel und auch die Fußnägel schneiden müssen wenn du zu Hause bist. Oh ja, das wird wirklich höchste Zeit, aber du hast da niemanden dran gelassen, weder in Flensburg noch jetzt in der Reha.
Und du denkst tatsächlich schon wieder übers Arbeiten nach, das darf wirklich nicht wahr sein.
Das du wahrscheinlich nie wieder arbeiten können wirst, das habe ich dir natürlich nicht gesagt, sondern nur, dass du jetzt erstmal in aller Ruhe gesund werden musst und das wir uns da keinen Stress machen. Wir kriegen das alles irgendwie hin.
Tja, und dann hast du mich nochmal richtig in Action gehabt. Und zwar hast du jetzt erst gemerkt, dass ja am Mittwoch ein Feiertag ist und so plietsch wie du ja bist meintest du, wir könnten dich auch schon morgen Abend holen, denn die Papiere hätten die doch garantiert dann schon fertig. An einem Feiertag schreibt doch keiner noch irgendwelche Entlassungsbriefe.
Wahnsinn, alleine dieser Gedankengang. Aber Recht hattest du ja. Du wolltest unbedingt, dass ich mal nachfrage, ob wir dich nicht schon morgen holen dürfen. Bis zum frühen Abend hin war ich nun damit beschäftigt, hin und her zu telefonieren. Du schicktest mir eine Sprachnachricht nach der anderen und mir qualmte echt der Schädel. Das Ende vom Lied war nachher, dass es leider doch erst Mittwoch klappt, da sie morgen nochmal eine Tablettenumstellung machen, bei der es wichtig ist, dass sie dich von Dienstag auf Mittwochnacht noch da haben zur Beobachtung. Ja gut, lässt sich nunmal nicht ändern und diese eine Nacht bis Mittwoch schaffen wir nun auch noch !!!
30.10.2018
Meine Güte, heute Morgen kam deine erste Nachricht schon um 5 Uhr. Du erzählst mir, das du seit um 3 Uhr Fernseh guckst, weil du nicht mehr schlafen kannst. Und ich erzähle dir, dass es mir ähnlich geht, ich liege seit um halb 4 wach im Bett und kann nicht mehr schlafen. Bei mir ist es definitiv die Freude und Aufregung vor morgen, ich denke das ist es auch bei dir!
Da ich ja nun schon einiges mit dieser Reha erlebt habe, rief ich zur Sicherheit nochmal dort an, um zu hören, ob denn auch wirklich bis morgen alles fertig ist. Und ja, man versicherte mir, morgen Vormittag liegt alles parat auf der Station.
Eigentlich wollten wir morgen ja mittags erst los, aber meine Fahrbegleitung machte mir bzw uns eine Freude, wir fahren hier schon um 9 Uhr los und sind dann gegen 11 Uhr bei dir. Als ich dir das mitteilte freutest du dich.
Du fragtest mich, ob wir denn morgen Abend schön Currywurst Pommes essen können. Ich musste zwar drüber lachen, aber sowas krasses direkt am ersten Tag ist glaub ich nicht so gut für deinen Magen/Darm. Ich konnte dich davon überzeugen, dass wir erstmal mit etwas gesundem anfangen und wenn wir meinen du kannst es ab, dann bekommst du auch mal wieder ne Currywurst.
Nun dachte ich ja das Thema mit heute abholen wäre durch, da kommt schon wieder ne Nachricht von dir. Du hast wohl auf dem Flur mitbekommen, dass die Schwestern sich über dich unterhalten haben und das ich dich heute Abend abhole. Du warst wieder voll in deinem Element. Auch die Schwestern hatten dir wohl gesagt, dass du heute schon nach Hause kannst, wenn der Arzt das ok gibt.
Ich konnte mir das gar nicht vorstellen, du solltest doch zur Beobachtung wegen der neuen Tabletten noch da bleiben bis morgen.
Weil ich ja nichts anderes zu tun hatte, rief ich nochmals da an und es hat sich nichts dran geändert, du musst leider noch bis morgen früh da bleiben. Warum die Schwestern dir da so eine Floh ins Ohr gesetzt haben, keine Ahnung. Naja, ich konnte dich beruhigen und davon überzeugen, dass wir es nun auch noch bis morgen schaffen.
Bis abends um 20 Uhr schickten wir uns noch Nachrichten hin und her.
31.10.2018
Heute ist er nun endlich da, der Tag an dem ich dich nach Hause hole. Heute vor exakt 10 Wochen hat sich unser und vor allem dein Leben schlagartig verändert und seitdem ist nichts mehr wie es einmal war. Wohin uns die Reise führen wird, das weiß nur der liebe Gott. Ich habe überhaupt keinen Plan was da auf mich zukommt. Aber die Hauptsache ist jetzt erstmal, dass du nach Hause kommst.
Es ist verrückt, am Mittwoch den 22.08.2018 war die Hirnblutung, am Mittwoch den 26.09.2018 wurdest du in die Reha verlegt und heute am Mittwoch den 31.10.2018 hole ich dich nach Hause.
Schon früh morgens schickst du mir die ersten Nachrichten, an deiner Stimme hört man das du aufgeregt bist und das du kaum geschlafen hast. Aber ich bin ehrlich, auch ich habe kaum geschlafen, heute ist ein großer Tag für dich, für uns !!!
Bereits vor 6 Uhr kam die erste Nachricht von dir! Du hattest schon wieder kaum geschlafen. Du wolltest nun einen Kaffee trinken, dann duschen, dann frühstücken und dann müssten wir auch schon bald bei dir sein.
Gegen 8.05 Uhr konnte ich dir die Nachricht schicken, dass wir hier losfahren.
Um ca 10.30 Uhr waren wir dann endlich auf deiner Station. Zuerst gingen wir zu dir ins Zimmer. Du saßt auf deinem Bett, fix und fertig angezogen, die gepackte Tasche stand vor dir. Du hattest bereits auf uns gewartet. Du sahst aus wie ein Neandertaler. Auf der linken Seite längere Haare als auf der rechten Seite, einen Vollbart hattest du und große braune Augenringe.
Du warst gezeichnet von dem was du die letzten 10 Wochen durchgemacht hast. Ich hätte weinen können, aber ich schluckte es runter und ging los, um die Papiere und Tabletten zu holen.
Ein hammer netter Pfleger (der war gerade erst neu auf der Station) erklärte mir alles und gab mir alle notwendigen Unterlagen. Er meinte, das es voll schade ist, dass er erst jetzt auf dieser Station war, er hätte dich gerne noch näher kennengelernt. Er meinte es ist eher selten der Fall, dass man sich mit Patienten so klar unterhalten kann wie mit dir. Wir gingen zusammen in dein Zimmer, wo er sich nochmal mit rührenden Worten von dir verabschiedete. Wir alle mussten uns die Tränen verdrücken und sind dann los Richtung Auto. Du bist ohne jegliche Gehhilfe gelaufen. Es sah zeitweise noch ziemlich wackelig aus, aber du bist gelaufen.
Erzähl das mal jemandem, heute vor zehn Wochen platzte dir ein Aneurysma im Kopf, die Blutung hatte den Schwersten Grad und die ersten Diagnosen waren "Pflegefall" oder "sterben". Dann wurde abgemildert auf "rechtsseitig gelähmt" und "keine Sprache". Du lagst lange Zeit im Koma, hast jede Nebenkrankheit mitgenommen und alles überlebt. Vor 5 Wochen wurdest du hierher verlegt. Du konntest kaum bis gar nicht reden, wir kommunizierten über Gestik und Mimik. Seit ca 2 bis 3 Wochen quatscht du mir eine Sprachnachricht nach der anderen aufs Handy, auch wenn ich nur die Hälfte verstehe und vieles keinen Sinn macht was du da sagst, du redest, kannst dein Handy bedienen, kannst mich sogar anrufen, du kannst ohne Gehilfe laufen. Da soll mir mal einer sagen, es gibt keine Wunder, doch liebe Leute, Wunder gibt es, ich habe es selber erlebt und gesehen und wir sind noch mittendrin.
Ich bin so wahnsinnig gespannt, was der Neurochirurg nächste Woche in Flensburg sagt, wenn du da ohne Gehilfe reinmaschierst. Dieser Professor war 5 Wochen lang fast jeden Tag an deinem Intensivbett und hat dich bis zur Verlegung in die Reha begleitet. Auf seine Worte und seinen Blick bin ich sehr gespannt.
Wir setzten dich im Auto nach vorne, falls du nicht mehr sitzen kannst, können wir die Lehne nach hinten drehen, dann kannst du liegen oder schlafen. Nach knapp über 2 Stunden Autofahrt sind wir endlich zu Hause. Während der Fahrt hatten wir abgemacht, dass du als erstes die Hunde sehen kannst, dafür setzten wir dich im Garten auf einen Stuhl, damit der größere Hund dich nicht von den Füßen haut, wenn er dich anspringt. Wir dachten ja, die Hunde überfallen dich, aber beide guckten nur kurz, rochen an dir und rannten in den Garten. Wahrscheinlich hattest du kaum noch Eigengeruch an dir, keine Ahnung woran das lag. Wir gingen dann alle gemeinsam rein, haben ein paar Brötchen gegessen und du bist dann nach kurzer Zeit aufs Sofa und wolltest schlafen. Ich ließ dich dann ein paar Stunden schlafen.
Abends wolltest du dann durchs Fenster zugucken, wenn ich die Tiere reinhole. Das machtest du auch. Und auf einmal standst du in vollen Stallklamotten (die lagen in der Waschküche) vor mir. Du wolltest helfen das Heu zu verteilen. Schon wieder unfassbar, du bist gerade ein paar Stunden zu Hause, noch sehr wackelig auf den Beinen, schlechtes Gleichgewicht, kannst nur auf einem Auge was sehen.
Da hattest du dann eine kleine Niederlage. Vor dir lag ein kleiner Haufen Heu, geschätzt 5 kg oder so. du wolltest ihn mit der Forke schieben oder anheben, aber du konntest selbst die Forke knapp halten. Total enttäuscht fingst du an zu weinen und meintest, wie soll das bloß noch alles werden. Ich beruhigte dich und sagte, dass wir jeden Tag ein bisschen üben und dann wird es alles irgendwann besser werden.
Wir gingen dann rein und aßen gemeinsam Abendbrot. Total abwesend hast du da gesessen, schmiertest dein Brot und deine Mimik veränderte sich kein Stück. Ich beobachtete dich eine Weile und sagte dann, "Peter, wir können uns auch gerne unterhalten, das haben wir früher auch immer gemacht." Wir redeten dann ein bisschen miteinander, es fühlte sich noch alles fremd an irgendwie, aber nun war es auch der erste Tag, du musst dich da ja auch erstmal dran gewöhnen und ich auch.
Ein anstrengender und aufregender Tag geht zu Ende! Ich bin so dankbar, dich hier zu Hause zu haben! Vor wenigen Wochen wäre dies alles hier noch undenkbar gewesen!