Tag 34 aus dem Tagebuch!
Heute ist der erste Tag, an dem ich mal nicht morgens vor 6 Uhr anrufe, sondern erst gegen Mittag. So hatte ich es gestern mit der Schwester vereinbart, da ja die OP heute Morgen gemacht wird.
Bevor ich dies mache, gehe ich heute die restlichen Sachen für dich einkaufen, die du noch für die Reha benötigst.
Endlich ist es Mittag und ich rufe auf der Intensiv an. Ein Pfleger hat Dienst, er erzählt, dass du gerade aus dem OP gekommen bist, bereits wach. Du klagst über Kopfschmerzen (du sagst es nicht, aber du hast es gezeigt), was nach dieser OP natürlich normal ist, du bekommst nun Schmerzmittel dagegen. Ansonsten ist die OP aber gut verlaufen.
Nachmittags besuche ich dich wie gewohnt. Als ich das Zimmer betrete schläfst du gerade. Sieht schon heftig aus, die rechte Seite des Kopfes ist rasiert und man kann anhand der Pflaster sehen, wo sie operiert haben. Ich mache ein Foto, um es dir später zu zeigen, wenn du magst.
Dann wirst du auch wach, du bist im Vergleich zu den letzten beiden Tagen richtig schlecht drauf, verständlicherweise, du findest das alles gerade so richtig doof, du sagtest immer wieder "Scheiße" und dann "alles gut und jetzt Scheiße". Der Pfleger und ich erklärten dir, dass ab jetzt alles besser wird, ganz bestimmt.
Ich konnte dann auch noch mit einem Arzt sprechen. Die OP verlief planmäßig normal ab, keine Komplikationen. Morgen wird nochmal ein CT gemacht zur Kontrolle. Es sollte dir dann wieder besser gehen. Es ist ganz klar dass du jetzt so down bist, schließlich hast du gerade eine Operation am Kopf hinter dir.
Er meinte auch, ich soll man ruhig für alle Fälle morgen schonmal deine Tasche mitnehmen, die du mit zur Reha haben sollst. So haben sie schonmal alles da. Puh, okay, dann beginnt jetzt wohl bald die Zeit, in der wir uns nur noch selten sehen, denn jeden Tag 5 Stunden Autofahrt (Hin- und Rücktour zusammen) geht natürlich nicht, zumal ich auch gar nicht das KFZ dafür habe und sowieso auf andere angewiesen bin.
Ich frage den Arzt, was er glaubt, wie lange so eine Reha wohl geht. Er sagte, dass man es so pauschal natürlich nicht sagen kann, es kommt drauf an welche Fortschritte du machst und ob es wieder Zwischenfälle oder Krankheitseinbrüche gibt. Er sagte, um mich auf das schlimmste vorzubereiten sollte ich mit 6 Monaten rechnen. Vielleicht auch weniger, aber das wäre für die schwere deiner Krankheit reell. Sie konnten zwar den Schweregrad von Hunt & Hess 5 auf Hunt & Hess 4 herabstufen, auf Grund deiner enormen Entwicklung, die so in diesem Ausmaße keiner erwartet hatte, aber trotzdem liegt ein langer schwerer Weg vor dir, was du zurückerlangst und was nicht, wird man erst im Laufe der nächsten Monate oder gar Jahre sehen.
Und nach der Reha werden gewiss weitere Therapien nötig sein.
Er meinte, dass es auf jeden Fall von Vorteil ist, dass du schon wieder selbständig Essen und trinken kannst. Damit haben viele Patienten danach Probleme.
Wichtig ist jetzt für dich, dass dir geholfen wird, wieder "fit" zu werden, laufen lernen, sprechen lernen, denken lernen etc. Egal wie lange es dauert.
Das war ein sehr aufschlussreiches und für mich wichtiges Gespräch, aber nun habe ich einen riesen Kloß im Bauch. 6 Monate bist du dann vielleicht weg. Wirst du überhaupt jemals dein Handy wieder bedienen können, damit wir dann mal telefonieren können oder so? Keine Ahnung, ich habe keine Ahnung. Zu gerne würde ich mich mal mit Angehörigen unterhalten, die selbiges durchlebt haben. Aber wo finde ich solche Angehörigen...
Während ich grübelte und grübelte, was uns die Zukunft wohl bringen wird, schliefst du bereits wieder.... Es war auch schon wieder an der Zeit zu fahren, das machte ich dann auch....
Hier noch das Foto.